Nordstemmen kegelt die SG Coburg aus dem Finale

Henrik Borchers, Anja Korf und David Kroll machten die Punkte / Platz vier für das LG-Team aus Niedersachsen
Das war der Brüller schlechthin beim diesjährigen Finale der besten acht Luftgewehrmannschaften Deutschlands in Rotenburg an der Fulda. Hier trafen aus den Bundesliga-Vorkämpfen der vergangenen Monate die erfolgreichsten vier Teams der Ligen Nord und Süd aufeinander und schossen am 2. und 3. Februar um den Titel des Deutschen Meisters in der Mannschaftswertung. Die Austragungsmodalitäten sind ein wenig kompliziert, brauchen aber an dieser Stelle nicht weiter erklärt zu werden. Wissen muss man nur, dass die KKS Nordstemmen, die nach einer schwierigen Saison buchstäblich in allerletzter Sekunde noch den Sprung auf den vierten Tabellenplatz der Liga Nord geschafft hatte, nun den Tabellenersten der Liga Süd zum Gegner hatte – die Schützengesellschaft Coburg. Und diese, so waren sich die Kenner der Szene einig, wird der neue Deutsche Meister 2013 mit dem Luftgewehr sein. Begründet wurde das zumeist damit, dass die Coburger nur eine einzige Begegnung in der stark besetzten Liga Süd verloren hatten (gegen den Bund München mit 1:4) und ihr Spitzenmann, der Olympiasieger Niccolo Campriani (Foto links), beim „Warm up“ den begeisterten Zuschauern Sportschießen in Perfektion zeigte. Wer wollte den schlagen? Der Italiener hatte dreißig Probeschüsse abgegeben und dabei nicht ein einziges Mal die Zehn verfehlt.
So standen sich also im Viertelfinale, gleich im ersten Match des Tages morgens um 9.00 Uhr, die KKS Nordstemmen und die SG Coburg gegenüber. Die Regeln sind hier so einfach wie rüde: Wer verliert, fliegt raus. Die Bayern zweifelten nicht eine Sekunde an ihrem Sieg und mochten offenbar ihrem Olympioniken nicht zumuten, für einen Tabellenvierten der Liga Nord sein Luftgewehr auszupacken. Was nebenbei gesagt zahlreiche schieß-sportbegeisterte Zuschauer ehrlich bedauerten. Sie hätten den sympathischen Italiener gern noch einmal in Aktion gesehen. An seiner Stelle wurde die achtzehnjährige Tschechin Nikola Mazurova nominiert. Ein Nachwuchstalent der Coburger, das Bundesligaerfahrung sammeln sollte. Im Bericht dazu später noch etwas mehr.
Für die KKS Nordstemmen besetzte Teamchef Frank Pohl die Startpositionen eins bis vier mit seinen Stammschützen David Kroll, Stine Andersen, Henrik Borchers (links) und Anja Korf (rechts). Auf Platz fünf hatte sich der Trainer mit dem glücklichen Händchen für Christian Dreßel entschieden. Der startete gegen Kristina Hagen mit 99 und 100 Ringen gleich voll durch und hatte sich zur Hälfte des 40-Schuss-Programms komfortable fünf Zähler Vorsprung er-arbeitet. Die schmolzen aber schnell wieder dahin, als seine Gegnerin in ihrer dritten Serie mit perfekten 100 Ringen konterte und Dreßel, von plötzlich auftretenden Rückenschmerzen geplagt, den Wettkampf mit 96 und anschließenden gar nur 92 Zählern beenden musste. Diese Chance ließ sich die Coburgerin natürlich nicht entgehen. Kristina Hagen besiegte den enttäuschten Dreßel mit 389:387. Auf Startplatz vier hatte inzwischen Anja Korf gegen Andreas Geuther für die KKS gepunktet (390:388), und der vor ihr schießende Henrik Borchers bezwang mit seinem besten Saisonergebnis (395) Lorenz Gluth (392). Stine Andersen auf Position zwei dagegen musste sich der Coburgerin Nina-Laura Kreutzer beugen (393:396).
Somit stand es 2:2 unentschieden. Beiden Mannschaften fehlte der entscheidende dritte Punkt zum Sieg. Und hier kommt nun auch wieder die junge Tschechin ins Spiel, die Erfahrungen sammeln sollte. Gegen sie schoss Nordstemmens Nummer eins, David Kroll (Foto). Nach vierzig Wettkampfschüssen standen für ihn 392 Zähler auf den Anzeigetafeln der riesigen Sportarena. Nikola Mazurova kämpfte noch weiter um den Sieg, und es folgten etliche Minuten bangen Wartens beider Teams, bis ein Stöhnen durch die Reihen der Schützen und Zuschauer ging. Die Tschechin hatte mit 392 das gleiche Ergebnis erzielt wie David Kroll. Das bei Athleten gefürchtete und bei Fans zu wahrer Hysterie führende „Shoot off“ musste nun die Entscheidung bringen. Das ist in der Tat nichts für schwache Nerven. Die Sportler müssen unter dem anfeuernden Gebrüll ihrer Fans die Stände wieder einnehmen und nach den Ansagen des Schießleiters so lange den Wettkampf fortsetzen, bis kein Gleichstand im Ergebnis mehr vorliegt. Das kann durchaus erst nach mehreren Stechschüssen der Fall sein. Diesmal ging es aber schnell. Die junge Tschechin zog ein wenig überhastet ab und setzte ihren Schuss in den Neunerring. David Kroll registrierte es im Augenwinkel, zielte ruhig und sorgfältig weiter und beendete mit einer Zehn das Match gegen die
Nordstemmen I – alles ist gut. Es gab Urkunden und Blumen für den Viertplatzierten der Bundesliga-Finalwettkämpfe Luftgewehr. Von links: Teamchef und Trainer Frank Pohl, Andrea Heitmann, David Kroll, Christian Dreßel, Anja Korf, Henrik Borchers, Anna Riechelmann, André Weigel und Stine Andersen. Zum Team gehören noch Timo Stiehl und Thomas Farnik (nicht auf dem Foto).
SG Coburg mit 3:2 Punkten. Das war für die KKS Nordstemmen nicht nur ein Sieg gegen einen haushohen Favoriten, der sich in seiner Großspurigkeit wohl zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, sondern öffnete den Niedersachsen auch das Tor zum Halbfinale. Den Nordstemmern war das ganz recht so.
Und es war schon weit mehr, als sie je zu hoffen gewagt hatten. Hier ein Sieg wäre bereits die sichere Silber-medaille und berechtigte zum Kampf um den Meistertitel. Halbfinalgegner war die SSVG Brigachtal, die zuvor den St. Hubertus Elsen aus dem Rennen geworfen hatte. Die KKS leistete den Brigachtalern heftigsten Widerstand. Ständig stand das Match auf des Messers Schneide. David Kroll punktete gegen den Ungarn Peter Sidi mit 390:389. Stine Andersen (links) verteidigte bis zum Schluss mit Klauen und Zähnen einen winzigen Zähler Vorsprung und musste sich letztendlich doch mit 393:392 geschlagen geben. Mit einer 100er-Serie zum Schluss hatte ihre Gegnerin Nathalie Bischof die dänische Nationalkaderschützin um einen Ring überholt. Ähnlich erging es Henrik Borchers. Er hatte mit 394 (die letzte Serie 100) noch einmal ein Topergebnis abgeliefert. Aber auch das reichte nicht aus zum Sieg. Armin Rothmund von der SSVG Brigachtal konnte mit 395 eben-falls einen Zähler mehr vorweisen. Auf Startplatz vier musste Anja Korf mit 391:394 die Segel streichen und der noch einmal eingesetzte Christian Dreßel unterlag Claus Hildebrand mit 380:388 auf Position fünf. Die KKS Nord-stemmen verlor gegen die SSVG Brigachtal 4:1 und musste damit die Chancen auf Silber oder gar Gold begraben.
Trotzdem war bei den Wettkämpfen um den Titel für Nordstemmen immer noch ein Podestplatz drin. Alles hing jetzt davon ab, ob die KKS den Ligameister Nord, die SSG Kevelaer, würde bezwingen können. Gewettet hätte da aber sicher niemand drauf. Die Kevelaer ließen auch prompt nichts anbrennen und überrannten die Niedersachsen mit 5:0 Punkten.
Kein Grund, sich zu verstecken. Nach ihrer Bronzemedaille 2011 ist es für die KKS Nordstemmen das zweitbeste Abschneiden in den Finalwettkämpfen der Bundesliga Luftgewehr. Die KKS ist zurzeit die viertbeste Luftgewehr-mannschaft Deutschlands. Den Meistertitel 2013 sicherte sich die Königlich Privilegierte Hauptschützengesellschaft München. Manch einer aus den Reihen der Niedersachsen schmunzelte bei der feierlichen Siegehrung, denn auch diese Mannschaft wurde von den KKS-Schützen schon einmal bezwungen.

Nordstemmen I - alles ist gut. Es gab Urkunden und Blumen für den Viertplatzierten der Bundesliga-Finalwettkämpfe Luftgewehr. Von links: Teamchef und Trainer Frank Pohl, Andrea Heitmann, David Kroll, Christian Dreßel, Anja Korf, Henrik Borchers, Anna Riechelmann, André Weigel und Stine Andersen. Zum Team gehören noch Timo Stiehl und Thomas Farnik (nicht auf dem Foto).

Nordstemmen I – alles ist gut. Es gab Urkunden und Blumen für den Viertplatzierten der Bundesliga-Finalwettkämpfe Luftgewehr. Von links: Teamchef und Trainer Frank Pohl, Andrea Heitmann, David Kroll, Christian Dreßel, Anja Korf, Henrik Borchers, Anna Riechelmann, André Weigel und Stine Andersen. Zum Team gehören noch Timo Stiehl und Thomas Farnik (nicht auf dem Foto).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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